„Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“: Was macht die wahre Christiane F. heute?
Die Veröffentlichung des Buches „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ von Christiane F. liegt nun schon fast 50 zurück. Wir decken auf: das geschah danach.
Christiane F. hat ein aufwühlendes Leben hinter sich, das bis heute viele Menschen ergreift. Im Alter von sechs Jahren zog ihre Familie nach Berlin-Neukölln Gropiusstadt. Mit nur 12 Jahren begann sie, Drogen zu nehmen, mit 13 setzte sie die erste Spritze. Die Jahre danach rutschte sie vollkommen in die Drogen- und Prostitutionsszene. Ende der 70er Jahre erschien dann das bekannte Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, was schon damals und heute unzählige Menschen berührt und abschreckt. Drei Jahre später folgte die Buchverfilmung, die in realistischer Weise das Leben der Jugendlichen am Berliner Bahnhof Zoo abbildet. Durch beide Veröffentlichungen erfuhr Christine F. große mediale Aufmerksamkeit, verschwand dann jedoch von der Bildfläche. Wir decken auf: wie sah ihr Lebensweg danach aus und was macht sie heute.
Vorab noch einige Worte zur Drogensucht ...
Der ständige Kampf gegen die Sucht
Das Leben der Christiane F. ist ein ständiger Kampf gegen die Drogensucht gewesen. Seit ihrer Jugend kämpft sie immer wieder dagegen an, nicht in die Abhängigkeit zu verfallen. Trotz mehrerer Entzugsversuche und Phasen der Besserung, bleibt die Sucht eine konstante Bedrohung in ihrem Leben. Ihre Geschichte ist ein eindringliches Beispiel dafür, wie schwer es ist, sich von Drogen zu befreien, wenn man einmal davon abhängig ist. Es bleibe immer die Gefahr, erneut abhängig zu werden.
Das machte die wahre Christiane F. nach ihrer Buchveröffentlichung ...
Christiane F. als Musikerin
Schon früh in ihrem Leben fand Christiane F. Trost in der Musik. In den 80er Jahren versuchte sie sich dann als Sängerin in der Band „Sentimentale Jugend“. Die Musik half ihr, ihre Emotionen zu verarbeiten und gab ihr eine Plattform, um ihre Erfahrungen zu teilen. Musik sei immer eine Art Therapie für sie gewesen. Auch in den Jahren nach ihrem Rückzug aus der Öffentlichkeit griff sie immer wieder zur Gitarre und schrieb eigene Lieder.
Doch die Musik reichte als Zufluchtsort nicht aus ...
Ihr Leben in Griechenland (1987-1993)
Nach dem großen Erfolg des Films und Buches „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (2021 dann eine Neuverfilmung) versuchte sich die damals 25 Jährige in Griechenland ein neues Leben aufzubauen und ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Schnell verliebte sich Christiane in einem Mann namens Panagiotis, der über die griechischen Inseln wanderte, um den Spuren des Odysseus nachzugehen. Obwohl sich das Paar einem einfachem Leben, ohne feste Schlafunterkunft und Arbeit, hingab, liebten sie sich innig.
Doch das griechische Glück sollte bald vorbei sein ...
Zurück in die Abhängigkeit
Panagiotis war fünf Jahre älter als Christiane. Gemeinsam schlossen sie sich einer Hippiekommune an. Die Vergangenheit holte Christiane ein, als Panagiotis die Drogen der Hippies ausprobierte, darunter auch Heroin. Später erzählt sie in einem Interview: „Es ist wohl so, dass Junkies sich gegenseitig irgendwie anziehen. Vielleicht, weil wir in einer Welt leben, die sonst niemand versteht.“ Das Leben im Paradies war vorbei. Eine schwere Leberzirrhose, starke Schmerzen, Suizidgedanken und Einsamkeit plagten Christiane erneut.
Sie kam zurück nach Deutschland ...
Christiane F. als Mutter 1996
Jahre später nach ihrem Griechenlandaufenthalt wurde Christiane F. erstmals Mutter eines Sohnes, Philipp, der 1996 das Licht der Welt erblickte. Im Interview sagt sie: „Als ich ihn ansah und er schrie, weil er das Licht der Welt erblickte, da war ich der glücklichste Mensch von allen.“ Die Schwangerschaft mit Philipp war das Resultat einer langjährigen Beziehung mit Alexander Hacke, ehemaliges Bandmitglied der „Einstürzende Neubauten“. Doch auch hier machte ihr die Drogensucht einen Strich durch die Rechnung. Sie verlor nicht nur ihren Freund Alexander sondern 2008 auch das Sorgerecht über ihren Sohn.
„Manchmal glaube ich, dass er immer noch wütend auf mich ist" ...
Neues Buch „Christiane F. – Mein zweites Leben“ (2014)
„Viele meiner Träume sind geplatzt ... Aber es ist noch nicht vorbei.“, schreibt Christiane F. ihrer Autobiografie „Mein zweites Leben“. Erstmals gibt sie auch ihren vollen Namen bekannt: Christiane Felscherinow. Es ist die Weiterführung der Christiane F. vom Bahnhof Zoo. Aber es ist vor allem die Geschichte einer Langzeitabhängigen. Darin schreibt sie über ihre Liebe auf Griechenland, die Geburt ihres Sohnes und ihre stetigen Kampf gegen die Drogen. Kurz nach der Veröffentlichung gibt sie der Öffentlichkeit bekannt „Ich verabschiede mich ... Ich bin eine kranke Frau Anfang 50.“.Christiane F. hatte schon immer mit der Öffentlichkeit zu kämpfen. Für die Öffentlichkeit bleibe sie immer das Heroinmädchen vom Kinderstrich.
Sie zog sich aus der Öffentlichkeit zurück ...
Rückzug aus der Öffentlichkeit
Nach der Ankündigung zieht sich Christiane F. aus dem öffentlichen Leben zurück. Ihr körperlicher Zustand sei zu diesem Zeitpunkt sehr schlecht gewesen. Sie wolle keinen Erwartungen mehr entsprechen und niemandem mehr genügen. Kurz vor Weihnachten 2013 lässt sie dann auch eine geplante Sendung mit Markus Lanz platzen. Schon damals schrieb sie 2014, dass ihr Rückzug eventuell nicht für immer sein würde. In einem Interview mit Express gab sie zu verstehen, dass man „vielleicht, irgendwann, wenn der Frühling kommt“ oder ihre Sorgen gehen würden, man auch wieder von ihr hören würde.
Zu diesem Zeitpunkt lebte sie in einem Berliner Obdachlosenheim ...
Drogenfreies Leben auf dem Land
Nach dem Leben auf der Straße zog sich Christiane auf das Land zurück. Schon 1977 wurde sie von ihrer Familie raus aus Berlin gebracht. Damals lebte sie in einer Kleinstadt bei Hamburg bei Verwandten, die sie von den Drogen entgiften sollten. Damals rettete die Zwangsflucht sogar ihr Leben. Auch nach ihrer Obdachlosigkeit in Berlin soll sie eine Zeit wieder auf dem Land gelebt haben. Gegenüber dem „Tagesspiegel“ äußerte sie, dass es, „Immer wieder die alten Geschichten“ der Medien wären, die sie nicht zur Ruhe kommen lassen würden.
Fest steht, was macht sie heute macht ...
Hier lebt Christiane F. heute
Auch wenn es keine Interviews mit Christiane F. mehr gibt, ist ihre Lebensgeschichte nach wie vor von großen Interesse für viele LeserInnen. Noch 2019 soll sie mit ihrem Sohn zurückgezogen in Brandenburg leben. 2023 soll sie vermehrt in der Berliner Drogenszene rund um das Kottbusser Tor gesehen worden sein. Ob sie sich wieder in der Abhängigkeit befindet ist jedoch ungeklärt. Scheinbar lebt sie noch heute von den Einnahmen ihrer Bücher. Von sich selber sagt sie im „Tagesspiegel“: „Ich habe so großartige Gene! Aber ich musste ja mit den Drogen anfangen.“