„Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“: Was wurde aus den Darstellern des Films?

Die Darsteller*innen des Films wurden oft mit den realen Personen, von denen der Film handelt, verwechselt. Doch so sieht ihr wahres Leben aus.

Der Film schockierte eine ganze Elterngeneration.
Quelle: IMAGO / United Archives

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ brachte vieles in Bewegung, was die Berliner Drogenszene in der Zeit angeht. Eine schockierte Elterngeneration, der die Augen geöffnet wurde, und Jugendliche, die neben dem Drogenkonsum auch die normalen Hürden des Erwachsenwerdens durchleben müssen. Doch was passierte eigentlich mit den Schauspielerinnen des Films? Wie sich das Leben von Schauspieler und realen Person vermischen kann und wie das Leben der „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“-Darsteller*innen wirklich aussah erfährst du im folgenden Artikel.

Beginnen wir direkt mit der Schauspielerin der Christiane F.:

sie musste Deutschland aufgrund der Medien vorübergehend verlassen.
Quelle: IMAGO / Future Image

#1 Natja Brunckhorst als Christiane F.: So verlief das Leben der Darstellerin

Sie war gerade mal 13 Jahre alt, als sie von Regisseur Uli Edel auf dem Schulhof entdeckt wurde und bei den Dreharbeiten 1980 Christiane F. verkörpern sollte. Die junge Natja konnte damals noch nicht abschätzen, wie viel Aufsehen der Film erregen würde. Aufgrund der berühmten Person, die sie im Film darstellte, nahm ihr Name unzählige Schlagzeilen in den Medien ein. Kritiker*innen und Zuschauer*innen lobten ihre schauspielerischen Leistungen, besonders mit dem Hintergrund, dass sie zuvor in keinem anderen Film mitgespielt hatte. Da sie von den Medien überwältigt wurde, zog sie schon als Jugendliche nach Großbritannien. Erst sechs Jahre später kehrte sie in ihr Heimatland zurück. Dem Schauspiel wollte sie nicht den Rücken kehren, weshalb sie 1991 ein Schauspielstudium in Bochum absolvierte und anschließend in mehreren Filmen zu sehen war. Doch dann zwang ihre Krebserkrankung sie zu einer Auszeit von einem Jahr. Anschließend widmete sie sich dem Schreiben von Drehbüchern und der Regiearbeit. 2012 wurde der Tatort „Dinge, die noch zu tun sind“ ausgestrahlt, dessen Geschichte auf ihrer Idee basierte. Brunckhorsts Langfilmdebüt als Regisseurin, „Alles in bester Ordnung“, kam 2021 auf die Leinwand.

Sie produzierte jedoch noch einen zweiten Film:

Der Film basiert auf Vorkommnissen aus der Realität.
Quelle: IMAGO / Revierfoto

#2 Zweiter Film „Zwei zu eins“

Der zweite Langfilm von Natja Brunckhorst wurde am 25.07.2024 veröffentlicht und basiert auf realen Vorkommnissen. Die drei Hauptfiguren Robert, Volker und Maren sind in der Komödie seit ihrer Kindheit beste Freunde. Im Groben handelt der Film vom Fund der Millionen an eingelagerten Geldern der ehemaligen DDR. Sie beschließen, das Geld zu stehlen und versuchen, dieses nach und nach in D-Mark umzutauschen. Dabei geht es neben Geld auch um Themen wie Gerechtigkeit und Gemeinschaft.

Der Film hat für sie eine ganz besondere Bedeutung:

Ihre Schauspieler*innen suchte Natja Brunckhorst aus einem bestimmten Grund aus.
Quelle: IMAGO / Future Image

#3 Persönlicher Bezug zu „Zwei zu Eins“

Im Gefühl widmet sie den Film ihrem Vater, da sie sich an die Bedeutung erinnert, die Geld für ihren Vater hatte. Sie sagt, dass alle ihre Darsteller*innen im Osten sozialisiert wurden, weshalb ab einem bestimmten Punkt jeder einmal anfing, über seine Eltern zu reden und Geschichten von damals zu erzählen. Bei der Auswahl ihrer Darsteller*innen legte Brunckhorst besonderen Wert auf deren Herkunft. Sie sollten ihr helfen, die Ereignisse und Gefühle korrekt darzustellen, da sie selbst in Westberlin aufwuchs. Der Film solle sich an die Menschen aus der Zeit um 1990 herum richten. Es war ihr Wunsch, dass sich die Vermieter der Hauptlocation für den Film am Ende in der Geschichte wiedererkennen.

So sah die Jugend vom Schauspieler des drogenabhängigen Axel aus:

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#4 Jens Kuphal als Axel: Das war die Jugend des Schauspielers

Die Kindheit des Darstellers von Axel sah wesentlich friedlicher aus als die der Figur, die er verkörpern sollte. Er wollte schon als Kind Berufsmusiker werden, nahm ab dem jungen Alter von fünf Jahren das erste Mal Klavierunterricht und gründete mit zwölf Jahren seine erste Band. In der Öffentlichkeit bekannt wurde er jedoch erst durch die Rolle des drogenabhängigen Axel. Diese bekam er durch das Casting von Uli Edel im Alter von 16 Jahren. Er arbeitete in den Hansa-Tonstudios in Westberlin und lernte dort bis 1987 das Handwerk des Toningenieurs. Einen offiziellen Abschluss erwarb er dort jedoch nie.

Auf der nächsten Seite erfährst du wie seine Karriere von da an verlief.

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#5 So sieht seine Karriere aus

Seinen ersten großen Erfolg in der Musik erreichte er 1887, als er als Keyboarder Teil der Band von Nina Hagen wurde. Später wurde dieser Meilenstein durch die Arbeit als Musiker, Manager und Komponist mit Nena getoppt. Als Produzent wurde er erstmals für Nenas Kinderlieder-CD „Komm, lieber Mai“ tätig. 1992 gründete er in Berlin seine eigene Firma, um junge Talente zu fördern. Außerdem produzierte er CDs und DVDs mit Berühmtheiten wie Bonnie Tyler oder den No Angels. Seit 2016 besteht der von Kuphal gegründete Segelstall sowie das „Offshore Team Germany“. Sein Leben hatte also recht wenig mit der Realität der Kinder vom Bahnhof Zoo zu tun.

Kommen wir nun zu Detlev: das ist die Jugend von Schauspieler Thomas Haustein.

Der Schauspieler nahm selbst Drogen.
Quelle: IMAGO / Ronald Grant

#6 Thomas Haustein: Die Jugend des Detlev-Darstellers

Im Gegensatz zum echten Detlev genoss Thomas eine ruhige Kindheit. Er war Einzelkind und spielte gerne alleine, während er sich in seine eigenen Fantasiewelten begab. Entzugserscheinungen, sich einen Schuss setzen oder mit einem Mann ins Bett gehen: Diese Vorstellungen lernte er erst mit 15 Jahren kennen, als die Dreharbeiten für „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ anfingen. Er selber konsumierte niemals Heroin. Dafür nahmen ihn die Bilder von den echten Obdachlosen, die Statistenrollen für den Film übernommen haben, zu sehr mit. Ein guter Schüler war Thomas nie, doch nach dem Film wurde er sogar einer der schlechtesten. Er blieb nicht nur sitzen, sondern zog sich auch zurück und machte mit seinen Freund*innen die Nachbarschaft unsicher. Seine Haarfarbe wechselte ständig: von rot bis zu weißblond. Irgendwann fing er an, mit Haschisch und LSD zu experimentieren. Mitte 20 verlor er dann von allein das Interesse an Drogen.

Das Buch hatte er vorher nie selbst gelesen:

Sein Vater hatte Angst, dass sein Sohn für einen Schmuddelfilm gecastet wird.
Quelle: IMAGO / Ronald Grant

#7 So sah das Casting für ihn aus

1980 sprach eine fremde Frau den jungen Thomas vor der Disco „Superfly“ am Adenauer Platz an. Schauspielerisches Interesse hatte er vorher nie, das heißt, er hatte auch gar keine Erfahrung. Das Buch von Christiane F., das seine Mitschüler*innen auf dem Schulhof nur so verschlangen, hatte er bis dahin nie gelesen. Die Frau gab ihm ihre Visitenkarte, jedoch dachte er sich nicht viel dabei. Er wurde von ihr zum Casting für die Verfilmung des Buches „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ eingeladen. Aus reiner Neugierde ging er zu dem Termin hin. Sein Vater hatte Bedenken, dass es sich bei dem Dreh um einen Schmuddelfilm handelt, weshalb er seinen Sohn zum Casting begleitete. Obwohl Thomas vorher kein großes Interesse an dem Filmdreh hatte, machte ihm das Vorsprechen Spaß und er bekam die Rolle. Jetzt hieß es: Unterschreiben oder nicht? In dem Moment entschied er sich, den Vertrag zu signieren.

Er wurde die Rolle des Detlev kaum noch los:

Haustein verlor zeitweise seine eigene Identität durch den Film.
Quelle: IMAGO / Allstar

#8 Thomas Haustein als Detlev

Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war Thomas gerade einmal 15 Jahre alt. Erfahrungen mit Mädchen hatte er damals noch keine. Er geht sogar so weit und sagt, sie hätten ihn nicht beachtet. Erst nachdem der Dreh vorbei war, veränderte sich die nicht vorhandene Beachtung schlagartig zu kichernden Blicken und Nachschleichen. Die Mädchen standen sogar vor seinem Haus. Wenn er auf einer Party war, kam irgendwann immer der Moment, in dem einer sagte: „Das ist übrigens Detlev aus dem Film.“ Das war der Startschuss für die Verschmelzung von dem Schauspieler Thomas und Detlev zu einer Person. Die Menschen fingen an, die beiden nicht mehr unterscheiden zu können. Thomas war nun Detlev. Aus diesem Kostüm kam er nicht mehr heraus, sagte er. Er wollte einfach nur wieder Thomas sein. Er blieb der Öffentlichkeit fern und „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ blieb der einzige Film, in dem er mitspielte.

Das macht er heute:

In seinem Job als Drogenberater kann Thomas auch mit schwierigen Menschen gut reden.
Quelle: IMAGO / Ina Peek

#9 Heute ist er Drogenberater in Berlin

Ob seine Berufswahl irgendetwas mit der Teilnahme an den Dreharbeiten in seiner Jugend zu tun hat, weiß er selber nicht. Seine Entscheidungen rund um das Thema Drogenberatung traf er aus dem Bauch heraus. Ob sein erstes Praktikum bei der Suchtberatungsstelle am Kottbusser Tor oder seine Arbeit als Drogenberater: Nichts davon sei eine durchdachte Entscheidung gewesen. Denen, die Hilfe benötigen, bietet er heute Einzelgespräche an. Eine Gruppe leitet er ebenfalls, spricht mit Häftlingen in Gefängnissen, die aufgrund von Drogenkonsum straffällig wurden und klärt ganze Schulklassen über Drogen auf. Die Gespräche mit den Angehörigen von Süchtigen sind für ihn die schwierigsten. Er ist heute zum zweiten Mal verheiratet und hat einen Sohn, der seine „wilde Zeit“ schon hinter sich hat.

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